LISTER / LYYTINEN / PARKER: Pilgrimage. Mississippi To Memphis
Artikelnummer: RUF 1112
Beschreibung
Aynsley Lister / Erja Lyytinen / Ian Parker
Veröffentlichungs-Datum: 12/2005
Was passiert, wenn man 3 junge europäische Künstler, die dem Blues verbunden sind, aber eine eher moderne Herangehensweise an ihn haben, auf Entdeckungstour durch den amerikanischen Süden schickt?
Ich dachte dabei an Aynsley Lister, Ian Parker (beide aus Großbritannien) und Erja Lyytinen (aus Finnland). Wie würden sie reagieren, wenn sie die historisch bedeutsamen Orte der Blueswelt erforschen und eine Blues Pilgerfahrt unternehmen würden? Es gab nur eine Möglichkeit, diese Frage zu beantworten: Hinfahren! Und zwar nach Clarksdale (Mississippi), Memphis (Tennessee) und New Orleans (Louisiana).
Eine Woche vor Beginn der Reise machte uns jedoch Hurrikan Katrina einen Strich durch die Rechnung. Das Ausmaß an Leid und Zerstörungen rückte diese Pilgerfahrt in anderes Licht. In der Praxis bedeutete das jedoch, die Reiseroute zu ändern. Wir fuhren direkt nach Clarksdale, Mississippi - nicht nur ein nostalgischer Ort, in dem wir das Wesen des Blues entdecken würden, sondern wo die Blues-Kultur noch lebt und gedeiht. Das Delta Recording Studio in Clarksdale ist ein exzentrischer Ort der alten Schule. Ein Mikrofon auf einem simplen, uralten Schlagzeug, sowie eine Auswahl an bezaubernden, aber launischen Verstärkern begrüßten uns im Aufnahmeraum. Jimbo Mathus (Ex-Squirrel Nut Zippers und in der Blueswelt bekannt für seine Arbeit mit Buddy Guy) war da, um uns willkommen zu heißen und uns Europäern zu zeigen, wo’s langgeht. Die Einstellung zum Musikmachen in Clarksdale ist gelinde gesagt entspannt, und anfangs breitete sich leichte Panik unter den Künstlern aus – perfekt!
Der erste Tag war eine fast schockierende Erfahrung für die 3 jungen Leute, aber als sie dann die ersten Aufnahmen hörten, merkten sie, dass es eine einzigartige Erfahrung war, die sie genießen mussten. Schon am zweiten Tag waren Unsicherheit und Vorbehalte, wie so eine Recording Session eigentlich ablaufen sollte, wie weggeblasen und das beruhigende „it’s all good“ von Seiten der Studioleute wurde schnell zum geflügelten Wort und zu unserem neuen Mantra. Nächtliche Gespräche in den alten Hütten der ehemaligen Baumwollplantage zeigten, wie sich die Einstellung der Künstler zum Musikmachen änderte, dass die Leidenschaft für den Blues neu zum Leben erwacht war, und wie sich eine fast kindliche Freude über dieses Projekt entwickelte. Wir entschieden uns, noch länger zu bleiben, und so wurden in Clarksdale in 4 langen Tagen insgesamt 9 Tracks produziert, bevor wir weiter gen Norden zogen.
Ein Besuch in den Südstaaten ohne Halt in Memphis, Tennessee war für mich unvorstellbar. Das Soul und Rock ’n Roll-Erbe, die Stax und Sun Studios - als ernsthafter Musikliebhaber kommt man daran nicht vorbei. Wir machten die Aufnahmen in den Ardent Studios, ein sehr modernes und technisch erstklassig ausgestattetes Studio – also so ziemlich das Gegenteil vom Delta Recording Studio, und damit eine großartige Herausforderung für die Künstler und eine gute Möglichkeit, Abwechslung auf das Album zu bringen. Die Memphis Sessions wurden von Jim Gaines produziert, einem Mann, der tief mit der Musikgeschichte von Memphis verbunden ist, fest etabliert im Blues: er hat mit Stevie Ray Vaughan zusammengearbeitet oder auch mit dem verstorbenen großartigen Luther Allison. Tatsächlich hat Jim 1993 auch die allererste Veröffentlichung von Ruf Records produziert, Luther’s „Bad Love“ Album (in den USA unter dem Namen „Soul Fixing Man“ von Alligator Records veröffentlicht). Mr. Gaines feinsinnige Herangehensweise brachte zweifellos das Beste aus jedem heraus, und in 3 Tagen entstanden 4 wunderbare Songs.
Der grenzenlose Spaß, den wir während dieser Pilgerfahrt erlebten, spiegelt sich ganz sicher in der Musik dieses Albums wider. Die Reise inspirierte zu jeder Menge Selbstreflexion und vielleicht sogar zu einer neuen Beurteilung von musikalischen Werten. Ich persönlich habe diese leidenschaftliche Begeisterung für den Prozess des Musikmachens zum ersten Mal seit dem traurigen Tod von Luther Allison wieder erlebt. In nur 7 Tagen wurde ich Zeuge, wie sich meine 3 jungen Künstler während der Aufnahmen entwickelten, wuchsen und sich selbst wiederentdeckten – in der wunderbaren amerikanischen Kunstform, die wir den Blues nennen.
Thomas Ruf, Oktober 2005
Tracklist
- 1010°
- All The Time
- Heal Me Love
- Last Love Song
- You Don't Know
- Too Much To Hide
- Mississippi Lawnmower Blues
- Blues Caravan
- Funky Mama
- Dreamland Blues
- Twinkle Toes Willie
- Time Bears Witness
- Bonus: Jam With Mister Tater, The Music Maker