GHALIA VOLT: Shout Sister Shout!
Artikelnummer: RUF 1308
Beschreibung
Veröffentlichung: Oktober 2023
Joshua Tree. Ein Ort, an dem Rock'n'Roll-Legenden entstehen. In dieser berühmt-berüchtigten Wüstenlandschaft in Kalifornien wurde die gestohlene Leiche von Gram Parsons in Brand gesteckt. Hier wuchs einst der mittlerweile verstorbene Joshua-Baum, der auf dem nach ihm benannten Erfolgsalbum von U2 abgebildet ist. Und mehr noch: Vor genau dreißig Jahren – gibt uns Ghalia Volt zu bedenken – gründete an diesem abgelegenen Schauplatz der Produzent und Mitbegründer von Queens Of The Stone Age David Catching sein sagenumwobenes Aufnahmestudio Rancho De La Luna – Anziehungspunkt für zahlreiche namhafte Musiker.
„Ein Album bei David Catching einzuspielen war ein einzigartiges Erlebnis“, sagt die gefeierte belgische Singer-Songwriterin über ihr neues, im Rancho De La Luna aufgenommenes Werk Shout Sister Shout! „Ich habe so viele Erinnerungen an meine Zeit in der Wüste. Der Blick auf den Joshua Tree National Park. Die Sterne, der Mond, das Heulen der Kojoten und auch der Oldtimer, der vor dem Studio stand. Ganz zu schweigen von Rancho De La Luna mit seiner Geschichte und all den Rock'n'Roll-Nachbarn, die jederzeit vorbeischauen.“
Die Fahrt tief in die Wüste war lediglich eine weitere Station für diese junge Weltenbummlerin, die erst vor sechs Jahren die Straßenmusikszene ihrer Heimatstadt Brüssel hinter sich ließ, um sich dem bunten Treiben von New Orleans zuzuwenden. In der Musikmetropole am Mississippi sorgte Volt zunächst als die energiegeladene Frontfrau der Lokalmatadoren Mama’s Boys für Aufsehen. Bald folgte ihr Debütalbum Let The Demons Out (von Classic Rock als „eine unwiderstehliche Kraft“ umjubelt) und das 2019 in Coldwater, Mississippi eingespielte Mississippi Blend, eine Zusammenarbeit mit Szenenmusikern wie Cody Dickinson, Watermelon Slim und Cedric Burnside. Der britische Journalist Henry Yates (NME, Classic Rock, The Guardian) nannte Volt „einen geborenen Star“; das Album schaffte es dreimal in die Top 3 der Billboard Blues Charts.
Nicht einmal die Covid-Pandemie konnte sie aufhalten. Die unermüdliche Multiinstrumentalistin reiste wochenlang mit dem Zug durch die USA, um Songs für ihr neues „One Woman Band“-Projekt zu schreiben. Im Anschluss spielte sie etliche Liveshows als Solokünstlerin. „Es war wie Wellenreiten“, reflektiert Volt. „Gab es in Europa keine Auftritte, ging ich in den Staaten auf Tour. Wurde es in den Südstaaten ruhiger, habe ich mich auf den Mittelwesten konzentriert. Das One Woman Band-Konzept hat mir viele Türen geöffnet, ich bin damit bei einigen der weltgrößten Festivals aufgetreten. Aber Shout Sister Shout! halte ich für meine bisher beste Arbeit.“
Ohne den seltsam magischen Einfluss der Wüste und des Rancho De La Luna-Studios, den Volt förmlich in den Knochen spürte, hätte das Album sicherlich anders geklungen. Das Studio ist seit 1993 vor allem als Entstehungsort der gemeinschaftlichen Desert Sessions von Josh Homme bekannt. Aber auch Größen wie Iggy Pop, Arctic Monkeys, Foo Fighters oder PJ Harvey ließen sich von der besonderen Atmosphäre der Location schon bezaubern – stets von Catching mit einem Glas seines hausgemachtem Mezcal begrüßt mit der Einladung, sich dem entspannten Rhythmus dieses Orts zu öffnen.
„Das Studio hat zweifellos etwas Einmaliges“, sagt der Produzent mit dem schneeweißen Bart. „Jeder, der hier war und hier aufgenommen hat, spürt es. Also da ist etwas dran. Vielleicht ist es einfach die ganze Liebe, die sich im Laufe der Jahre gesammelt hat.“ Hier kamen Volt und die Mitglieder ihrer Studioband – darunter der ehemalige Dr. John-Keyboarder Ben Alleman und auch Danny Frankel, der langjährige Drummer von Lou Reed – schnell auf eine Wellenlänge. Auch Produzent Catching, Tourgitarrist von u.a. Eagles of Death Metal, schloss sich der Band an. „Ab und zu greift David selbst zur Gitarre und spielt ein Solo oder einen heißen Groove”, bewundert Volt. „Dabei kann er auf die zahlreichen Vintage-Gitarren und Verstärker in seinem Studio zurückgreifen.“
Die Wüste erwies sich als die perfekte Kulisse für Volt und ermutigte sie, die die nächsten Schritte als Songwriterin zu gehen. „Meine bisherigen Alben hatten ihre Wurzeln im Hill Country-Blues und traditionalem Delta-Blues,“ überlegt sie. „Dieses Album versprüht dagegen eine Art psychedelisches 70er-Gefühl. Dazu die Studioumgebung und seine Verbindung mit den 90ern, die wiederum die Werte der 70er damals wieder aufleben lassen haben! Am Ende wollte ich ein Album machen, das etwas moderner klingt mit mehr Ohrwurm- und Mitsing-Charakter.“
So bebten über mehrere Tage die Wände von Rancho De La Luna mit den bislang stärksten Songs aus Volts Feder. „Every Cloud“ beginnt wie ein Roadmovie-Soundtrack mitsamt eindringlichem Riff, schlachtrufartigem Gesang und einer abgefahrenen Orgel-Orgie, die Ray Manzarek von The Doors würdig ist. „Can’t Afford To Die“ verbindet treibenden Rockabilly mit einem eher düsteren Thema. „Da geht es um die schwierige finanzielle Situation eines jeden Musikers, die ihn bis in den Tod begleitet“, erklärt Volt. „Zu Lebzeiten kann er seine Miete nicht bezahlen und später auch seine Grabstätte nicht. Sterben ist teuer.“
Beim brodelnden „Insomnia“ weht ein Hauch von Psychedelia aus den Lautsprechern. Volt singt gehässig bei „Hell Is Not Gonna Deal With You“ während der Drummer Frankel praktisch Löcher in sein Schlagzeug haut. Bei „Po’ Boy John“ stellt sich Volt die Hintergrundgeschichte einer alten Gitarre vor. „Was wäre, wenn eine dieser Vintage-Gitarren sprechen könnte?“ überlegt sie. „Das Instrument gab es schon lange vor mir und es wird höchstwahrscheinlich fortbestehen, wenn ich nicht mehr da bin.“
Dann gibt es noch den Titeltrack „Shout Sister Shout!“, dessen berauschenden Beat und gespenstischen, gospelartigen Gesang man einfach gehört haben muss. „Frauen sollen ihre Rechte einfordern – das will ich mit diesem Song ausdrucken. Sie sollen dafür kämpfen, ihren Feinden ins Auge schauen, laut werden. Das braucht Mut. Aber der Einsatz lohnt sich und er ist auch wichtig für die Zukunft, weil die Welt aktuell in die falsche Richtung geht.“
Volt dagegen bewegt sich immer nach vorne – eine Tatsache, die sie mit der Neueinspielung von „Hop On A Ride“ macht. Der Titel, den sie zusammen mit ihrem Ruf Records-Kollegen Eddie 9V schrieb, erwähnt etliche amerikanische Städte und Plattenfirmen, mit denen sie auf ihrer bisherigen Reise als Musikerin in Berührung kam. „Der Song spiegelt meine tatsächlichen Erfahrungen als junge Erwachsener“, sagt sie. „Als ich von Belgien in die USA kam, habe ich all diese Städte besucht, habe unzählige Vinylplatten gehört – und vor allem bin in sehr viele Züge gestiegen.“
Manche verirren sich in der Wüste. Andere finden zu sich selbst. Ghalia Volt feierte mit ihrer One Woman Band zwar einen beachtlichen Erfolg. Nun kehrt sie mit einer unvergleichlichen Bandplatte zurück, mit der sie die Konzertsäale dieser Welt zum Kochen bringen möchte. „Vielleicht möchte ich irgendwann wieder als Solokünstlerin auftreten“, sagt sie. „Aber gerade habe ich richtig Bock auf eine Band. Ich möchte die neuen Songs live spielen und auf der Bühne abgehen …”
TRACK LIST
001 Every Cloud 00:03:32
002 Changes 00:04:43
003 Can’t Afford To Die 00:04:07
004 Insomnia 00:04:31
005 Shout Sister Shout 00:04:33
006 No Happy Home 00:03:54
007 She’s Holdin’ You Back 00:03:48
008 Can’t Have It All 00:04:14
009 Hell Is Not Gonna Deal With You 00:04:20
010 Hop On A Ride 00:03:17
011 Dog Ya Around 00:04:06
012 Po’ Boy John 00:03:04
Musiker
Ghalia Volt Guitar & Vocals
Danny Frankel Drums & Percussion
Ben Alleman Keyboards, Piano
Special Guest on Guitar David Catching